bookmark_borderKapitel 2 – Wissenschaft und ihre praktische Anwendung

Zusammenfassung des Buches The Psychology of Totalitarianism von Mattias Desmet

Wissenschaft führt nicht nur zu neuem Wissen, sondern hat auch praktische Effekte aufs Leben. Man will das Leben einfacher und sicherer gestalten und Krankheiten heilen können.

Die Gesellschaft wurde mechanisiert. Man musste nicht mehr beten oder Busse tun um gesund zu werden. Man konnte zum Doktor gehen, sich eine Medizin geben lassen und wurde wieder gesund.

Dem psychologischen Effekt dieser Mechanisierung wurde Beachtung geschenkt. So führte die Einführung von Massenmedien, TV/Zeitung, zu einer Vereinsamung der Leute. Man traf sich seltener, verliess seltener das Haus. Soziale Kontakte verloren den Charakter der Diversität und der Originalität. Das führte ebenfalls zu total neuen gesellschaftlichen Strukturen wie z.B. Arbeitervierteln. All dies liess den Menschen verwirrt zurück, mit unbestimmten Existenzängsten und einem grossen Unbehagen. Eine Vorraussetzung für Totalitarismus.

Hier beschreibe ich meine ähnlichen Gedanken. Wissenschaftliche Ideologie als (vermeintlicher) Religionsersatz

Mit der Industrialisierung fand auch die Entfremdung statt. Der Bauer kennt die Käufer seiner Früchte nicht mehr. Er lädt seine Waren auf den LKW erhält Geld dafür und das wars. Der Fabrikarbeiter der ein Auto montiert, wird nie den Käufer dieses Autos kennen, seine Freude sehen. Diese „psychologischen“ Effekte, siehe oben, wurden/werden kaum oder gar nicht untersucht.

Im Buch „Bullshit Jobs“ wird diese Entfremdung, sinnlose Jobs, beschrieben. Tatsächlich empfinden mehr als 30% der Arbeiter ihre Arbeit als sinnlos. Dies führt unter anderem zum Burn Out Effekt.

In Deutschland haben sich Burn Outs verzehnfacht in den letzen 20 Jahren.

Als Folge all dessen, muss die Gesellschaft unzählige Sicherheitsnetze erstellen:

  • psychologische Unterstützung
  • finanzielle Unterstützung (Hartz, Arbeitslosengeld, Invalidengeld)

Am Ende entsteht ein Paradox. Die am schlechtesten bezahlten Jobs, Jobs wo man am schnellsten gefeuert sind, sind tatsächlich jene die noch sinnbehaftet sind, z.B. Krankenpfleger. Und es werden ständig weniger dieser sinnvollen Jobs.

Während dumme Jobs, administrative Jobs, ständig mehr werden, aber eben häufig als sinnlos erachtet werden.

Mattias beschreibt einige Beispiele aus der Medizin, wo Medikamente erst Jahre/Jahrzehnte nachdem bewiesen war, dass sie schädlich waren, vom Markt genommen wurde (DES, Thalidomide) und selbst nachkommende Generationen nachhaltig schädigte. Aber auch in jüngster Zeit gab es eine wenig berichtete Krise in der Medizin, die Opioid Krise. Nebenwirkungen werden kaum untersucht, schon gar nicht in nachkommenden Generationen. Auf der anderen Seite werden gewisse Effekte, placebo, nocebo, überhaupt nicht, oder nur mangelhaft, untersucht. Weil kein Geld damit gemacht werden kann.

Mechanisiertes Denken gab dem Menschen unglaubliche Fähigkeiten, machte das Leben auf eine Art sicherer, aber auf eine andere Art eben auch sehr viel gefährlicher.

Ein weiterer Effekt der Industrialisierung war die Spaltung der Gesellschaft in arm und reich. Arm misstraut mehr und mehr reich. (Meine Meinung: vielleicht der Nährboden für Konspirationstheorien)

Der gemeine Arbeiter fühlt sich machtlos, fühlt den Verlust an Kontrolle, verspürt Einsamkeit, abgetrennt von der Natur und sozialen Kontakten, und all dies während man psychologisch und materiell von ein paar wenigen, den Reichen, den man misstraut und mit denen man sich nicht identifizieren kann, abhängig ist.

Dieses Individuum nennt Hannah Arendt „das atomisierte Subjekt“, ein weiteres elementares Element des totalitären Staates.